Die Ausgangslage
Im Schulalltag hat unser Autor immer wieder festgestellt, dass es den Schülerinnen und Schülern Mühe bereitet, zwischen Petzen und Zivilcourage zu unterscheiden. Ab dem Moment, wo ein/e Jugendliche/r etwas Übergriffiges, Schädliches gesehen oder vernommen hat, ist er/sie automatische Teil davon geworden. Er/sie hat die Wahl, zu reagieren und eine Entwicklung anzustossen oder zu schweigen und in Kauf zu nehmen, das Wohl der Gemeinschaft indirekt zu schädigen. Diese Entscheidungen sind für Jugendliche sehr anspruchsvoll, hören sie doch ganz unterschiedliche Stimmen in ihrer Brust. Oft spielen Ängste eine grosse Rolle: Die Angst, ausgeschlossen zu werden, die Angst, negative Zuschreibungen von den Peers zu erhalten, die Angst, von den Freunden nicht verstanden zu werden oder mit dem Weitererzählen dem Zusammenhalt unter den Jugendlichen zu schaden. Es ist allen Jugendlichen wichtig, dass sich ihre Freunde auf sie verlassen können. Ist das noch der Fall, wenn sie sich an eine Lehrperson wenden? Einfach ist diese Entscheidung nicht, besonders auch dann nicht, wenn sich die Jugendlichen in einem Schulsystem befinden, wo es um Schuld und Fehler geht, wo Konsequenzen drohen und Massnahmen folgen, die den Druck auf alle Beteiligten erhöhen.
Es braucht daher wachsame Sorge und unsere Präsenz. Lehrpersonen sind Vorbilder und legen mit ihren Haltungen und Reaktionen einen wichtigen Boden, damit Schüler/innen sich überhaupt trauen, ihre unangenehmen Erfahrungen mitzuteilen. Lehrpersonen können die Situationen als individuelle und als kollektive Lerngelegenheiten betrachten und die Jugendlichen dabei unterstützen, Verantwortung zu übernehmen. Häufig brauchen die Schüler/innen direkte Unterstützung in Form eines Coachings, um sich in einer vergleichbaren Situation anders zu entscheiden. Sie brauchen Zeit, um sich Gedanken darüber zu machen, wie sie reagieren können, und sie brauchen die Sicherheit, schlechte Entscheidungen treffen zu können, ohne dabei verurteilt zu werden. Das ist für alle Beteiligten anspruchsvoll und geschieht nicht von heute auf morgen. Für Lehrpersonen gilt hier ganz besonders eine klare Haltung zu zeigen und gleichzeitig mit den Jugendlichen in Verbindung, im Gespräch zu bleiben.
Das Produkt
Die Meinung der Peers ist in dieser Lebensphase besonders wichtig, deshalb ist der Austausch untereinander auch ein vielversprechender Ansatz. Um diesen Prozess anzustossen und mit den Jugendlichen «jenseits von richtig und falsch» ins Gespräch zu kommen, hat unser Autor 32 Situationen kreiert und zehn Unterscheidungskriterien zusammengestellt. Dies bietet die Grundlage, um auf unterschiedliche Weise eine Auseinandersetzung mit den Schüler/innen zu beginnen. Die Beispiele und die Kategorien können je nach Bedarf auf spezifische Situationen angepasst oder eingeschränkt werden. Zum Beispiel, wenn die Anzahl Situationen/Kriterien die Schüler/innen überfordert oder die spezifische Situation in einer Klasse dies nötig macht.
Ziele der Übung
- Differenzierung der Wahrnehmung von Petzen durch Kennenlernen und Anwenden von bis zu 10 Kriterien.
- Austausch verschiedener Sichtweisen: Es gibt keine eindeutigen Richtlinien, kein richtig und falsch. Umso wichtiger ist es, auf sich selbst und den eigenen inneren Kompass zu hören.
- Akzeptieren verschiedener Ansichten und genaues Zuhören – im besten Fall die Fähigkeit, die Perspektive anderer einzunehmen und deren positive Beweggründe zu erkennen.
- Mut finden, etwas Unangenehmes anzusprechen, weil die Schüler/innen merken, dass andere ähnlich denken und sie mit ihrem Gewissen nicht alleine sind.
- In gewissen Situationen sind die Lehrpersonen aufgefordert, klare Statements abzugeben und den Schüler/innen die nötige Orientierung zu bieten – auch im juristischen Sinne. Etwa bei folgenden Beispielen: Fotos aus der Garderobe, Selbstmordankündigung per SMS, Pornografie im Klassenchat und zwei Fälle mit sexuellen Übergriffen.
Form:
Das Produkt ist im Word- und PowerPoint-Format vorhanden und kann beliebig an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.
Autor: Felix Haas, Lehrperson Sek I, Kanton Zürich
Lizenzierung: Produkte im Shop von SchulArena.com sind nur als Einzellizenz erwerbbar. Dies bedeutet, dass jede Lehrperson ihre eigene Version kaufen muss. Die Dauer der Lizenz beträgt zwölf Monate ab Kaufdatum. Es können auch mehrere Lizenzen von einer Person in einem Team gekauft werden, wenn das Produkt an diese Anzahl Lizenznehmer*innen verteilt wird. Der Download darf nur für den eigenen Unterricht verwendet werden und nicht an Dritte weitergegeben oder auf einem Schulserver, dem Sharepoint oder einer vergleichbaren Lösung gespeichert werden (vgl. auch Punkt 8 in den Nutzungsbestimmungen des Shops).